Tag 23 - nach Hamburg
Gestern hatte ich ja etwas eine Krise. Langsam habe ich genug von dieser Kälte und hinzu kommt noch eine gehörige Prise Heimweh. Praktisch jeden Abend unterhalten Karin und ich uns via Skype (Videotelefonie über Internet). Wir tauschen uns aus und versuchen uns trotz der Distanz nah zu sein. Das klappt recht gut und fast immer dauert es über eine halbe Stunde, bis wir uns verabschieden. Da kann an einem schlechten Tag -so wie gestern- schon mal der Gedanke aufkommen, dass es nun reicht und man die Sachen packt und nach Hause fährt. Ich habe mir schon im Internet die Bahnverbindungen von Hamburg nach Zürich herausgesucht…
Die ganze Runde, also bis wieder nach Hause, das habe ich schon länger abgestrichen. Dafür reicht die Zeit nicht und irgendwann ist dann wirklich genug. Ich möchte sehr gerne meine/unsere Freunde in Leipzig wieder einmal sehen und deshalb bin ich rein gedanklich darauf eingestellt, dass ich bis Leipzig fahre und von da mit dem Zug heimreise. Von Hamburg bis nach Leipzig sind es noch etwa 600 Kilometer oder etwa 8 Tage. Heute denke ich: «Nicht schwächeln, durchziehen!»
Wie auch immer. Ich startete also nicht super motiviert in den Tag. Es war wieder grau, wieder unter Null Grad und wieder drohte mir Gegenwind. Weil ich gestern öfters recht kalt hatte, zog ich heute eine zusätzliche Schicht Kleider an und auch den Buff als Halstuch. Das war die richtige Entscheidung. Vor allem bei Gegenwind kann man den Buff bis über die Nase hochziehen und sich so etwas vor der Kälte schützen.
Die Strecke war glücklicherweise interessanter als gestern. Natürlich gab es auch wieder die langen Geraden im Nirgendwo, doch es folgten regelmässiger bewohnte Gebiete und es gab auch mehr Gebüsch oder Bäume am Strassenrand, die etwas den Wind abhielten. Ich wusste zudem, dass es nicht so weit sein wird wie gestern. Das half um die Ruhe zu bewahren und einfach vor mich hin zu fahren. Ich habe noch ein paar dieser strohbedeckten Häuser fotografiert und schon bald näherte ich mich Hamburg, respektive seinen Vororten.
Blankenese scheint eher eine teure Wohngegend zu sein, da sieht man viele Villen. Schöne und auch viele hässliche. Für mich aber interessanter war, dass von Blankenese bis ins Stadtzentrum ein sehr schön angelegter Radweg führt, der immer wieder den Blick über die Elbe und zum Hochseehafen freigab. Das regte den Geist natürlich an und spätestens da war von schlechter Laune keine Spur mehr.
Das GPS leitete mich direkt vor meine Unterkunft. Ich war jedoch zu früh, denn die Zimmer/Appartements können erst ab 16 Uhr bezogen werden. Ich hatte also noch genügend Zeit um mit dem vollbepackten Bike eine erste kleine Stadtrunde zu drehen. Da gab es auch mächtig viel zu sehen und ich habe auch schon ein paar Fotos von Hamburg ins Fotoalbum hochgeladen. Mittlerweile war mir aber doch ziemlich kalt und deshalb war ich dann um 16:15 Uhr wieder vor der «St. Pauli Lodge».
Das ist hier eine echte Erlebnis-Unterkunft. Man gibt einen Code an der Türe ein (den man per eMail erhielt) und innen an der Türe kleben drei Zettel mit Namen drauf. Auf meinem steht «Zimmer 9 im EG». Das ist direkt neben der Haustüre. Das Zimmer ist winzig klein und das Badezimmer hat einen griechischen Touch. Damit meine ich: Es gibt keinen Duschvorhang und wenn man duscht ist danach das ganze Badezimmer pitschnass (that’s not a bug. It’s a feature!). Es gibt keinen Kleiderschrank, nur eine Stange an der Wand mit 4 Kleiderbügeln. Ich finde es witzig und vor allem es ist sehr, sehr günstig. Und wie man sieht, das Internet funktioniert tadellos.
Die St. Pauli Lodge liegt im Stadtteil Altona, nahe dem Millerntor-Stadion (FC St. Pauli) und nur etwas mehr als 1km von der Reeperbahn entfernt. Also sehr zentral und wirklich am Puls des Lebens. Ich bin deshalb froh, dass ich heute schon zeitig die Fotos hochgeladen und den Blogeintrag geschrieben habe, so kann ich mit gutem Gewissen in den Ausgang…
Hier noch die Strecke des Tages und der Link zum ersten Foto von heute.